Über 1350 Freunde, über 160 Konversationen, zwischen 600 und 900 Views pro Snap. Schon rein zahlenmäßig war der Snapchat-Adventskalender ein Riesenerfolg. Aber auch emotional, gruppendynamisch und öffentlichkeitswirksam sind wir durchgestartet.
Ziele und Zielkontrolle. Wir zehn snap.churcher sind mit ganz verschiedenen Zielen und Motivationen an das Projekt Adventskalender herangegangen. Bei dem einen hieß es „Spass haben“ und „etwas neues ausprobieren“ bei dem anderen „zeigen, dass Kirche nicht nur Sonntags um 10 stattfindet und langweilig ist“ (das war nicht ich!), „Jugendliche erreichen und zur Mitarbeit in der Gemeinde motivieren“ (auch nicht von mir), „mit Kirche dahin gehen, wo die Jugendlichen sind und Präsenz zeigen“ (ok, das ist von mir 😉 ) und „Jugendliche aus der Gemeinde weiter an die Gemeinde binden. Gruppenerlebnis auch digital erleben,…“. Für mich persönlich kam noch (zumindest halbernst) ein nachprüfbareres Ziel hinzu: Mindestens 250 Zuschauer sammeln. Dass Zahlen, wie bei der Osterakion des Bistums Essen (etwa 6000 Abonnenten) nicht erreicht werden würden, war klar, denn Snapchat ist bei weitem nicht so weit verbreitet wie WhatsApp und Jugendliche als Zielgruppe sind vermutlich etwas schwerer zu gewinnen. Hinzu kam die Überlegung, dass wir als zwei kleine Dorfgemeinden wohl weniger Einfluss auf die Medien haben, als ein ganzes (dichtbevölkertes) Bistum. Die erreichte Zahl am Ende des Projekts hat also das gesteckte Ziel weit übertroffen (nach der höchsten von mir gesehenen Views-Anzahl kamen weit ausreichend Follower dazu. Genau gezählt haben wir allerdings aufgrund von technischen Schwierigkeiten nicht.)
Ehrlicherweise muss ich aber sagen, dass wir zur Halbzeit und damit direkt vor der Erwähnung von Faktastisch erst um die 150 Freunde hatten – hauptsächlich aus dem näheren räumlichen Umfeld – aber immerhin ständich wachsend.
Zeitaufwand. Schon direkt am Anfang bekam ich die Frage, wieviel Zeitaufwand mit so einem Projekt verbunden sei. Die Antwort ist nicht ganz einfach. Der Beginn der Planung war Anfang November (mitten in der Zeit meiner Examensarbeit). In diesem Monat gab es nur ein einziges Treffen von etwa 1,5 Stunden und diverse Absprachen auf WhatsApp (lasst es insgesamt 6 Stunden gewesen sein – ein reiner Schätzwert, da das bei mir oft nebenbei läuft). Dazu kamen ein paar Stunden Recherche, Registrierung der Accounts und die Erstellung des Eternbriefs. Die Website http://snap.church ist letztlich für die Zukunft gebaut und zählt nicht wirklich zum Zeitkontingent. Die Werbevideos (auch darauf hätten wir gut verzichten können, aber ich war gerade im Flow) haben mich etwa 2 Stunden gekostet, dazu kamen rund 2 Stunden Arbeit für das Interview mit Radio Lippe. Aufwändig empfand ich die ständige Dokumentation und (ab der Faktastisch-Veröffentlich am 3. Advent) die Kommunikation mit unseren Followern. Beides empfinde ich nach wie vor als wichtig, sowohl die Speicherung der Snaps aller Tage für eine spätere Verwendung (und wenn es nur eine Diashow bei der Abschlußparty ist) als auch das Zurückfolgen und das Antworten auf die Nachrichten der Follower. Besonders letzteres war extrem spannend für mich vergleichsweise alten und sehr kirchlichen Menschen. Die Jugendlichen ließen sich auf Gespräche ein, die tiefer gingen, als nur ein witziger Smiley oder ein kurzer (Bild-)Kommentar. Von Seelsorge bis zu tiefschürfenden religiösen Fragen war alles dabei – natürlich neben Komplimenten und Nachfragen. Für die Abendschichten ab 22 Uhr nam ich mir ab dem 3. Advent mindestens zwei Stunden Zeit. Nicht nur einmal dauerte es bis 1.30 Uhr, weil gerade vor dem Zähneputzen doch nich eine Frage kam. In diesen zwei Stunden waren auch öfter aktivierende, lenkende oder erklärende Snaps enthalten, die ich immer auf die gleiche Art (blauer Kugelschreiber auf weißem Grund) postete, um sie von den Adventskalendertürchen zu unterscheiden.
Abschließend kann ich sagen: Mit etwas weniger Anspruch (kommunikativ und dokumentarisch) dauert die Betreuung während der Aktion weniger als 30 Minuten pro Tag – die Begleitung der Jugendlichen eingerechnet. Die Auslagerung von Teilaufgaben würde sicherlich noch ein wenig mehr Zeit einsparen.
Erfahrungen, Ergebnisse, Perspektiven. Die wohl wichtigste Erfahrung aus diesen 4 (8) Wochen ist wohl diese: „Gib Jugendlichen eine Aufgabe, schenke ihnen Vertrauen, leite sie genug an und sie wachsen über sich hinaus!“ Was meine Gruppe geschafft hat ist unglaublich – nicht nur für mich, sondern auch für sie. Das geschenkte Vertrauen wurde nich einmal enttäuscht und wurde durch ehrliche Nachfragen bei Unsicherheiten belohnt.
Was mich ein wenig erstaunt hat, waren die durchweg positiven Rückmeldungen (aus einer so breiten Follower-Basis). Nicht ein eindeutig negativer Kommentar zur Aktion oder zu Kirche im Allgemeinen war bei den zahlreichen Konversationen dabei!
Ich habe in diesen Wochen viel gelernt. Besonders die Geschichten unserer Follower habe ich sehr gern angeschaut. Meine Anfänge auf Snapchat waren durchweg erwachsen. Ich folge gutjahr, inschka, pinkmango77, kunecoco, rauriser und vielen anderen. Alle waren jenseits der 20 und kommunizierten viel mit Selfie-Videos und wenig Text. Das scheint bei Jugendlichen eher die Ausnahme zu sein, allerdings lernte ich dort eine andere sehr beliebte Form der Snapchat-Kommunikation kennen: Schwarzer Bildschirm + Text + Smiley. Das reicht, um Gefühle und Situationen auszudrücken, auch wenn es mir oft so vorkommt, als ob vieles nur für den unmittelbaren Bekanntenkreis verständlich ist. Hinzu kommt die Entdeckung, dass heutige Jugendliche wieder mehr auf ihre Privatsphäre (zu) achten (scheinen?). Da kann der Screenshot einer Nachricht schon mal schnell Empörung hervorrufen.
Die coolste Nachricht (gerade frisch erfahren): snap.church macht weiter. In gleichem oder ähnlichem Team mit noch nicht näher ausklamüserten Inhalten. Es bleibt also spannend.
Wenn noch irgendetwas unklar ist, stellt bitte Fragen. Ich beantworte sie gerne, möchte aber hier nicht unnötig Text produzieren. Ich hoffe euch hat meine Snapchat-Adventskalender-Serie gefallen. Vielleicht habt ihr ja Lust euch inspirieren zu lassen oder habt eine andere spinnerte Idee bekommen, die ihr unbedingt verwirklichen wollt. Ich würde mich sehr über Nachrichten dazu freuen.
Alle Teile der Serie:
I – Die Idee • II – Vorbereitung • III – Durchführung • IV – Auswertung
PS: Wer mehr hören will, oder mich live fragen möchte, kann sich schonmal den 23.-25. September 2016 für das Barcamp Kirche online in Köln eintragen 😉
PPS: Den Zusammenschnitt aller Adventskalender-Snaps findet ihr hier.
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