Adventskalender auf Snapchat II – Vorbereitung

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Original-Snap vom 21.12.

Die Idee war geboren, wie sollte der Adventskalender auf Snapchat nun konkret funktionieren? Es war mir von Anfang an klar, dass dieses Projekt nur mit Jugendlichen funktionieren würde und so wurde aus einem vordergründigen Öffentlichkeitsarbeits-Projekt auch ein kleines Gemeindeaufbau-Projekt. Hier ein erster Blick hinter die Kulissen.

Vorarbeit. Zwischen Idee und Umsetzung sollte man sich dringend mit dem zu bespielenden Netzwerk vertraut machen, also tastete ich mich an Snapchat heran. Hilfreich war mir die Facebookgruppe Snapchat-Marketing, die mir erste „Freunde“ brachte. Ich guckte mir Snaps an und snappte selbst wild drauf los.*

Mitarbeitergewinnung. Durch die gut vernetzte Jugendarbeit meiner Gemeinde gab es einige Kanäle auf die ich schnell zurückgreifen konnte. Die Gemeindepädagogin leitete überdies meine Anfrage auch in Gruppen, die ich selbst nicht direkt kontaktieren konnte. Meine Anfrage lief komplett über WhatsApp und lautete:

Hey Leute,
ich habe mal wieder eine verrückte Idee und vielleicht habt ihr ja Lust mit zu machen:
Ich weiß, dass einige von euch Snapchat benutzen. Da ich Snapchat cool finde, würde ich gerne mit euch eine Art Adventskalender per Snapchat-Geschichten machen.
Ich habe zwar eine ungefähre Vorstellung, wie das funktionieren könnte, aber es soll von euch für euch sein. Deshalb würde ich gerne mit euch ein bisschen vorplanen und dann das Ganze starten und gucken, was daraus wird.
Wer mitmachen möchte: einfach zurückschreiben. (vom 30.10.2015)

Schon in dieser ersten Kontaktaufnahme merkt man, dass ich gerne Ideen mit anderen weiter entwickle, statt mich als Einzelkämpfer durchzuschlagen. Die Offenheit hat aber noch einen anderen Effekt: Die Jugendlichen werden als Experten für ihre Sache ernst genommen, können das Projekt leichter zu ihrem Projekt machen.

Entscheidungsfindung. Von da an haben wir konsequent als gleichberechtigte Gruppe Entscheidungen getroffen und ich habe nur dann in den Entscheidungsprozess eingegriffen, wenn es unbedingt nötig schien. So könnten sich die Jugendlichen nicht aussuchen, ob es ihre Eltern eine Einverständniserklärung unterschreiben mussten oder nicht. Da sie (bis auf eine Mitarbeiterin) minderjährig waren, musste dies aus datenschutzrechtlichen Gründen geschehen.** Der Vorschlag, den Kalenderverantwortlichen und damit den Account tageweise zu wechseln, wurde begeistert angenommen. Eine Entscheidung, die ich gerne anders gehabt hätte, war die alleinige Konzentration auf Snapchat. Nachdem wir uns gemeinsam auf den Benutzernamen snap.church geeinigt hatten, hatte ich vorsorglich die gängigen großen Netzwerke abgeklappert und den Benutzernamen registriert. Gerne hätte ich den Adventskalender in abgespeckter Form auch auf  Instagram und Twitter gehabt, aber ich habe mich der Mehrheitsmeinung gebeugt. (Tipp am Rande: Es schafft ungeheures Vertrauen, wenn man sich in dem Punkt „Gruppe entscheidet, nicht ich“ treu bleibt.) Auch die Entscheidung bei 10 Leuten keine Weiteren ins Boot zu holen, kam von den Jugendlichen: „Das reicht, sonst kriegt ja jeder von uns nur einen Tag oder so!“

Erst am 22.11. trafen wir uns (zumindest 7 von 10) persönlich. Die Tage wurden mit einem Schokoladen-Adventskalender verteilt, sodass jeder den Überblick behalten konnte, welcher Tag schon weg war. Erste Ideen wurden ausgetauscht und verfügbare Technik vorgestellt.

Technik. Ich hatte vorsorglich zwei Softboxen für die Beleuchtung bestellt und zwei schon vorhandene Stative mit Handyadapter, ein Ansteckmikrofon und eine Bluetooth-Fernbedienung zum Treffen mitgebracht. Die Softboxen erwiesen sich schon als sinvoll, da es nachmittags – wenn die Schule vorbei ist – ja schon dunkel wird/ist.

Der technische Aspekt von Snapchat war glücklicherweise gut lösbar. Die Accountübergabe erfolgte einfach durch einloggen mit den Nutzerdaten in der App, worauf der letzte eingeloggte Benutzer aus dem Account herausgeworfen wurde (und sich mit seinem Privataccount einloggen konnte). Dies erforderte natürlich die Absprache, dass sich niemand an dem Tag eines Anderen mit dem Account verband, da manche spontane Snaps nur entstehen konnten, wenn eine bestehende Verbindung zum richtigen Account  vorhanden war. Für zusätzliche Sicherheit sorgt die Funktion „Login-Bestätigung“.

Nach dem Treffen legte ich ein Etherpad an, in dem ich die Verteilung der Tage und das Besprochene für die Abwesenden dokumentierte.

  •  Die „linke Seite“ Seite von Snapchat (also die direkten Nachrichten) bleibt bitte bitte unangestatstet. Zu eurem Schutz; es laufen mache echte Idioten durch Snapchat. Wolfgang wird jeden Abend um ca. 22 Uhr den Account übernehmen und die Nachrichten lesen und beantworten. Deshalb ist es wichtig, dass ihr nicht auf die linke Seite schaut, weil er sonst nicht die neuesten Nachrichten angezeigt bekommt. Feedback gibt er natürlich weiter 🙂
  • Jeder Tag startet mit der jeweiligen Nummer (auf einem Zettel, an einer Tür, auf einem Adventskalender,… seid kreativ!) Das erleichtert es den Zuschauern zwischen Tagen zu unterscheiden.
  • Wenn irgendetwas ist, wo ihr unsicher seid, ruft Wolfgang an!
  • Snapt das, woran ihr selbst Freude hättet, wenn ihr Abonnent wärt.
  • Denkt dran, wir sind eine Kirchengemeindeaktion 🙂

Punkt 1 wurde interessanterweise schon vor dem 1.12. stark abgeändert, aber dazu in einem späteren Blogpost mehr. Dieser Punkt entstand aus der Sorge um meine Jugendlichen heraus. Die Erfahrungen haben gezeigt, das Kirche, die in der Öffentlichkeit steht nicht nur mit offenen Armen empfangen wird, sondern auch sehr hässliche bis strafrechtlich relevante Kommentare zu hören/sehen bekommt.

Im nächsten Blogartikel erwarten euch Details zur Startphase und zum praktischen Ablauf. Bis dahin (und auch danach) freue ich mich über eure Kommentare.

 


Alle Teile der Serie:

I – Die Idee II – Vorbereitung III – Durchführung IV – Auswertung


 

*Hier sei schonmal bemerkt, dass im letzten Teil dieser Blogpost-Reihe interessante Beobachtungen zu unterschiedlichem Verhalten von Jugendlichen und Erwachsenen auf Snapchat veröffentlicht werden – selbstverständlich keine wissenschaftlichen, sondern rein praktische Erfahrungen.

**Die Änderungen der Snapchat-Datenschutzrichtlinien Anfang November hat mich eine schlaflose Nacht gekostet und hätte fast das Projekt gekippt. Dadurch wurde letztlich aber nur der Elternbrief nötiger (und vermutlich länger). Hier der Elternbrief von mir (Die Einverständniserklärung solltet ihr mit eurem kirchlichen Datenschutzbeauftragten je nach Einsatzszenario selbst bauen, deshalb hänge ich sie euch erst gar nicht an). Der Elternbrief darf von euch natürlich gerne genutzt und verändert werden, wenn ihr Bedarf habt.