Ich hatte gestern ein neues MacBookPro in der Hand und letzte Woche eine Zenbook UX21. Im Vergleich zum Zenbook sah das MacBook irgendwie altbacken aus und fasste sich auch nicht so gut an. Alles Geschmackssache – klar! Ich ließ mich dann dazu hinreißen, folgendes zu twittern:
Ich habe weder polemisch noch verletzend formuliert und doch bekam ich prompt Antwort: Ob ich ein Beispiel anführen könnte und ach, das wäre doch sowieso nur eine Kopie von Apple.
Ich muss gestehen, ich war früher auch so. Zu Zeiten von MacOS 7 und 8 habe ich Apple auch verteidigt und ein Streit mit einem DOSen-Besitzer (für alle nicht-eingeweihten: PC-Besitzer/ Microsoftnutzer) mit nahezu religiösem Eifer geführt. Damals war Apple ein Underdog. (Ja immer noch einer mit einem Millionenumsatz, aber gegen Microsoft war das so gut wie nichts. Und in Deutschland war das Mac/PC-Verhältnis noch wesentlich schlechter als in den USA.) Heute schafft es Apple, sich trotz seiner Marktführerschaft in einigen Gebieten das Image eines Underdogs beizubehalten. Durch geschickte Werbung und Aktionen versteht es Apple wie kein (kaum?) ein anderes Unternehmen, seine Anhänger für sich zu begeistern und für sich streiten zu lassen. Trotz der diversen Pannen und teils lächerlich wirkenden Patentprozesse kommen die „Apple-Fanboys“ wie Kai aus der Kiste, wenn auch nur der Anschein von Kritik kommt. Solche Reaktionen kenne ich sonst noch von ein paar Fußballfans, die sich im Ernstfall sogar für ihren Verein prügeln. Beide gemeinsam haben eine starke Marke, ein Markenzeichen, das gehegt und gepflegt wird. Apple liefert mit jedem verkauften MacBookPro zwei Apple-Aufkleber mit, Fußballfans schmücken sich freiwillig mit den Vereinsfarben und Logos (auch wenn es gar nicht zum Rest der Kleidung passt).
Meine Frage als angehender Theologe ist: Müssten wir als Kirche nicht auch viel mehr Markenpotenzial entwickeln? Mit den drei Buchstaben EKD in altrosa geht das jedenfalls nicht. Und was ist mit dem ökumenischen Rat der Kirchen? Ich habe jedenfalls kein Logo, keine Wortbildmarke von denen im Kopf, das gleiche gilt für die Weltbünde. Erst auf Landeskirchenebene fallen mir ein paar Logos ein, aber auch das – auf jeden Briefkopf und jede Veröffentlichung ein Logo drauf zu packen – ist kein Markenmanagement:
Das Markenmanagement wird als ein integrativer, funktionsübergreifender Bestandteil der Unternehmensführung verstanden, welcher auf der hierarchisch höchsten Führungsebene im Unternehmen verankert sein sollte.
Eine Marke ist das Ergebnis einer Vielzahl über einen längeren Zeitraum durchgeführter Maßnahmen und der hierauf basierenden Erfahrungen der Nachfrager. Der Managementprozess der Planung, Koordination und Kontrolle dieser Maßnahmen kann als Markenführung bezeichnet werden.
(Quelle: Wikipedia, Brand Management)
Es geht um Kommunikation – eigentlich doch eine Kernkompetenz von Kirche, oder? Warum also sind der BVB und Bayern München, Apple und CocaCola so viel besser darin, ihre Marke zu pflegen? Hat die Kirche das Potenzial einer Marke noch nicht erkannt? Ist sie zu zersplittert (ja selbst innerhalb der Landeskirchen), um eine gemeinsame Marke zu pflegen? Traut sich die Kirche nicht, Markenmanagement zu betreiben, weil es aus dem Unternehmensumfeld kommt? Oder hat es einen anderen Grund, dass wir so wenige Mitglieder haben, die bei einem verbalen Angriff gegen die Kirche offen ihre Meinung sagen?
Was meint ihr?
(Einen interessanten Text dazu habe ich bei Kirche im Aufbruch gefunden.)
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.