Bezahlen per Handy – ohne NFC

Vor ein paar Tagen ging die Meldung durch die Netzwerke, dass die Discounterkette Netto ein neues mobiles Bezahlsystem eingeführt hat. Das Besondere: Um es nutzen zu können, braucht man kein teures Smartphone, was die Funktechnik NFC unterstützt, sondern einfach nur ein Smartphone mit Android, WindowsPhone oder iOS, das eine mobile Internetverbindung herstellen kann. Als kleines Extra gibt es die Möglichkeit Coupons ohne Mehraufwand einzulösen.

Obwohl ich ja auf Datensparsamkeit stehe, konnte ich nicht widerstehen, das Ganze mal zu testen. Für die Anmeldung muss man tatsächlich einige Daten von sich preis geben. Das ist wohl vor allem deshalb nötig, um von dem Bezahldienstleister DPZ (Deutsche Post) eine Bonitätsprüfung durchführen zu lassen. Allerdings können diese Daten, die bis auf die Bankdaten auch für ein Couponeinlösen per App Pflichtangaben sind, wunderbar zu Marktforschungszwecken eingesetzt werden.

Die App ist leicht zu bedienen und generiert – eine Internetverbindung im Laden vorausgesetzt – einen einmaligen, nur in dieser Filiale einlösbaren vierstelligen Code (damit nicht jeder mit dem Handy bezahlen kann, wird eine vierstellige, selbst gewählte Pin vor der Anforderung abgefragt), den man dem Kassenpersonal vorzeigen muss. Da dieser Code fünf Minuten gültig ist, kann man ihn bequem vor dem ersten gescannten Artikel anfordern und nach dem letzten Artikel vorzeigen. Wenn das Personal geschult ist, geht das schneller als jede Barzahlung oder gar Kartenzahlung.

Bei meinem Test heute war ich der erste Kunde, der die Kassiererin mit dieser Bezahlart überraschte und so war sie dann nach der kundigen Anleitung des Chefs ganz erstaunt, dass mit der Eingabe des Codes schon wieder alles vorbei war.

Neben der Bezahl- und Couponfunktion (Coupons werden ganz automatisch mit dem Bezahlvorgang per Handy eingelöst) bietet die App auch noch einen Einkaufszettel der nach den ersten paar eingetippten Buchstaben Vorschläge macht und sich im Laden abhaken lässt (echt praktisch), einen virtuellen Wochenprospekt mit den Angeboten (etwas umständlich zu bedienen, die Wartezeiten sind für meinen Geschmack zu lange), einen QR/EAN-Code-Scanner (lässt sich auch für den Einkaufszettel verwenden und ließ bei mir zuverlässig die App abstürzen) und einen Filialfinder (gut gemacht). Alles in allem eine runde Sache, wenn da nicht der fehlerhafte Scanner wäre. Ich hätte gern getestet, ob mir der Scanner im Laden Produktinfos, Preise oder vielleicht etwas ganz anderes gezeigt hätte.

Nach dem Bezahlen landet ein virtueller Kassenbon in der App, auf dem auch eventuelle Vergünstigungen durch Coupons vermerkt sind. Dieser Bon landet auch per Mail im Postfach der angegebenen E-Mailadresse.

Fazit: Man muss sich entscheiden, wem man seine Daten anvertraut. Ist es die Bank, der Bezahldienstleister der Post, Payback oder doch lieber gar keinem. Die neue Bezahlmethode ist sicherlich nicht die datensparsamste, aber eine echt praktische. Ich bin gespannt, ob in Zukunft mehr Coupons verfügbar sind und ob Netto den Schritt geht, seine Kassenbereiche mit WLAN auszustatten (es reicht ja eine Firewall mit genau einem Whitelisteintrag, damit niemand an der Kasse Youtube-Videos guckt 😉 ). Für Menschen wie mich, die normalerweise keine UMTS-Flatrate haben, ist das mobile Bezahlen ansonsten vermutlich teurer als die Ersparnis (auch wenn Zeit manchmal nicht mit Gold aufzuwiegen ist). Eine Verbesserung der Usability der aktuellen Angebote wäre schön, denn im Momentanen Zustand sind sie kaum zu gebrauchen. Den unverschlüsselten Versand der Kassenzettel per E-Mail ist allerdings ein Faktor, der mir sauer aufstößt, vor allem, weil man ihn weder in der App noch auf www.my-netto.de abstellen kann.  Bei der Übertragung aufs Handy hoffe ich inständig, dass die gesamte Kommunikation zwischen Netto und der App verschlüsselt abläuft – auch der Kassenzettelversand.

PS: Testgerät war ein HTC Wildfire mit CyanogenMod 7.2.

Weitere Tests und Infos: Test von Thorsten Maue, Heise-Artikel, … tbc.

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